Meine Story

Foto: Julius Yanik
Foto: Julius Yanik

Am Anfang war der Badeseenreport und Mamas Satz: "Das Geld für den Führerschein musst du dir schon selbst verdienen".  Andere trugen dafür die Zeitung aus, ich wollte da rein. Schreiben mochte ich schon immer, eine große Vorliebe für Recherchen kam in der Abiturzeit hinzu, als die ersten fundierten Referate anstanden. Also heuerte ich beim Oranienburger Generalanzeiger an und die ließen mich machen. Nicht nur Feuerwehrfeste und Gemeinderatssitzungen, sondern auch In-depth-stories über die Bademeisterdichte an den Oberhaveler Gewässern. 

 

Eines lernte ich sehr schnell: Wenn Texte in irgendeiner Form eine Geschichte erzählten, aufgrund ihrer Protagonisten, ihres Stils, ihrer emotionalen Spannungsbögen oder überraschenden Wendungen, dann waren sie am besten. Meine eigene Geschichte ging nach den ersten Runden als Lokaljournalistin wie folgt weiter: Flüggewerden und Hispanisierung (Au Pair Jahr in Bilbao), Marquéz met Rousseau  (Lateinamerikanistik- & Politikstudium in Berlin), Spanischakzentverlagerung und Intellektualisieren in Mexiko (Praktikum bei der Literaturzeitschrift "Letras Libres") und schließlich Ankunft in der Welt der Public Relations in London.

 

Paris 2007. Vor dem Eiffelturm steht ein gigantischer, begehbarer Rugby-Ball - die Location meiner wohl ungewöhnlichsten Pressekonferenz. Bei Tourism New Zealand lerne ich, wie Geschichten so aufbereitet werden, dass die Menschen sie mit allen Sinnen aufsaugen. Die Kiwis filmen damals eine Reise nach Neuseeland aus der Perspektive eines Rugby-Balls und "schießen" die Franzosen quasi per 3-D-Film ans schönste Ende der Welt. Später bei Visit London verwandeln wir Grünflächen in der britischen Hauptstadt in Büros im Freien oder laden Journalisten zu exklusiven Teezeremonien auf die Dächer imposanter Gebäude ein. Es ist immer das Ungewöhnliche, der Blick über den Tellerrand, der die Medien aufhorchen lässt. 

 

Dann - Tusch - etwas Romantik, erhalte ich noch in London einen Heiratsantrag und folge meinem Herzen zurück nach Frankfurt, später nach Berlin. Während ich mich viele Jahre lang in der Welt der Tourismus-PR austobe und mich dabei bis über beide Ohren in Ecuador und Island verliebe, verändert sich die Medienwelt radikal. Eines aber bleibt: Die Begeisterung für beflügelnde Geschichten. Und so schreibe ich weiter an meiner PR-Story. Baue meine Kompetenzen als Kommunikations-Reiseleiterin und Themen-Wühlmaus weiter aus und gebe erst dann Ruhe, wenn der Satz "Erzähl mir mehr darüber" fällt.