Dunedin ließen wir links liegen

Die selbsternannte Ökohauptstadt Neuseelands, Dunedin, kommt mit vielen Superlativen daher. In den Werbebroschüren werden die kleinste Bar, die steilste Straße, das einzige Schloss ganz Neuseelands und der alte Bahnhof, das am meisten fotografierte Gebäude, angepriesen. Wir liefen durch die Stadt und dachten: "Oh, war das jetzt schon die Innenstadt?". 

Schnell fotografierten wir noch etwas coole Street Art und beherzigten dann den Tipp unser Vermieterin: "Geht mit den Kids unbedingt ins Otago Museum, das werden sie lieben". Gesagt, getan. Ein großer ausgestopfter Moa, flugunfähig, dem Strauß nicht unähnlich und Urgrosspapa des Kiwi, begrüßte uns am Eingang und machte neugierig auf die Discovery World für Kinder. 

Wissenschaft zum Anfassen gibt es dort in Form interaktiver Exponate und einem Tropenwald voller Schmetterlinge, die sogar Baby Mika zum Staunen brachten. Am meisten faszinierte Marla dann aber ein Plakat auf dem Klo zur Entstehung von Pupsen. Sie lachte sich kringelig und klärte ihren Papa danach im Café lautstark über die Wirkung von Kohl, Bohnen und Süsskram auf.
Museen sind große Klasse darin, die Kinder so auszunocken, dass die Erwachsenen danach mal etwas Ruhe haben und ihren eigenen Interessen nachgehen können. Also machten wir mit den schlafenden Kindern im Auto noch eine kleine Rundfahrt über Dunedins "grünen Hinterhof", die Otago Peninsula. 

Wir schawenzelten abwechselnd durch den Neuseeland-Garten des Larnach Castle, dem tollen einzigen Schloss, das aus der Nähe eher durchschnittlich wirkte. Das Anwesen wurde von einem ambitionierten australischen Banker 1870 errichtet, der Gute erschoss sich dann aber leider 1898 mitten im Parlament. Ab dann verwahrloste sein Gut bis die findige Familie Walker ein Erbarmen hatte, es 1967 kaufte und Stück für Stück in ein florierendes Business verwandelte (inklusive eigener Lodge und Alice-im-Wunderland-Garten).

Da es von der Rückbank auch nach dem Schlossbesuch nur Schnarchlaute zu hören gab, fuhren wir weiter bis nach Taiaroa Head und machten uns unterwegs so manches Mal ins Hemdchen - die Highcliff Road hielt was sie versprach und wurde zum Teil beängstigend schmal. Dafür lauerte hinter jeder Ecke ein Motiv für eine Fototapete. Und einmal angekommen, sahen wir IHN endlich kreisen: den Königsalbatross!

Was für ein majestätischer Herr der Lüfte! Ein Meter Körpergröße, eine Flügelspannweite von bis zu drei Metern und eine Fluggeschwindigkeit von bis zu 100 km/h - wer zweifelt da noch daran, einen wahren Königsvogel beim Kreisen zu beobachten. Was uns überraschte, war die Tatsache, dass Albatrosse im Teenager-Alter so eine Art Sabbatical machen: Sind sie erst mal flügge geworden, bleiben sie bis zu fünf Jahre auf dem Meer bevor sie wieder an Land gehen. Auch Robben, Seelöwen und Alfred Hitchcock-artige Ansammlungen von Möwen tummeln sich in der Nähe der Royal Albatros Colony, aber gehen angesichts derartiger Fluganmut natürlich etwas unter.